Es ist ein Bild, das man so von der Playa de Palma eigentlich nicht kennt: Dort, wo um diese Jahreszeit Tausende deutsche Mallorca-Urlauber ausgelassen feiern, sitzen nun Spanier und Residenten in den wenigen geöffneten Lokalen. Der Strand ist relativ gut besucht – doch statt deutsch wird hier fast ausschließlich spanisch oder katalan gesprochen. Die Mallorquiner haben sich ihre Playa de Palma zurückerobert, so scheint es.

Denn wegen der Coronakrise steht das normale Partyleben am Ballermann derzeit weitestgehend still. Die großen Partytempel Bierkönig und Megapark sind noch immer im Winterschlaf und noch ist ungewiss, wann hier wieder die Ballermann-Stars wie Jürgen Drews, Mickie Krause, Mia Julia oder Peter Wackel einheizen können.

Die Balearen-Regierung hatte bei der spanischen Zentralregierung in Madrid zuletzt angeregt, besonders riskante Aktivitäten wie Diskotheken und Nachtclubs vorerst keine Öffnungsgenehmigungen zu erteilen. Man befürchtet, dass die wichtigen Abstandsregeln von feiernden und alkoholisierten Urlaubern nicht eingehalten werden. Und zu was solche Zustände führen können, hatte sich zu Beginn der Pandemie im österreichischen Ferienort Ischgl gezeigt.

Gar nicht auszudenken, wäre die Pandemie erst in der Hochsaison gestartet: Es wäre ein rauschendes Fest am Ballermann geworden – vor allem für Covid-19. Das Virus hätte sich rasend schnell unter den Tausenden Partyurlaubern verbreitet. Mallorca wäre möglicherweise eine noch viel schlimmere Virenschleuder als Ischgl oder auch Heinsberg geworden.

Nachdem Spanien zeitweise als das Epizentrum der Corona-Pandemie in Europa galt, hat sich die Situation mittlerweile wieder beruhigt und Spaniens Ministerpräsident Pedro Sánchez führt sein Land in einem vierstufigen Plan in eine „neue Normalität“. Mallorca befindet sich aktuell in Phase 2 diese Corona-Exits: So konnte die strikte, zwei Monate andauernde Ausgangssperre aufgehoben werden, Geschäfte, Bars und Restaurants sind – wenn auch unter strengen Hygieneregeln – wieder geöffnet. Und auch an den Stränden dürfen sich die Einheimischen bei bestem Wetter wieder tummeln.

Ab Phase 3, die auf Mallorca voraussichtlich ab dem 8. Juni gilt, dürften theoretisch auch Diskotheken wieder öffnen. Ob dies dann auch für Megapark, Bierkönig & Co. gilt, bleibt abzuwarten.

Streit zwischen Regierung und Branchenverband

Denn darüber, wann und wie Clubs und Musikbars auf Mallorca wieder öffnen dürfen, streitet die Branche momentan mit der Balearenregierung. Letztere möchte, dass das Nachtleben in der nächsten Stufe der Lockerungen auf Mallorca nach wie vor stillgelegt bleibt – zu groß sei das Risiko neuer Infektionen. Im Branchenverband der Clubbetreiber sorgt das für heftigen Protest. Schließlich bereite man sich bereits seit mehreren Wochen auf die Wiedereröffnungen vor und tue alles, um Ansteckungen mit dem Coronavirus zu verhindern.

Entsprechend wollen die großen Player der Szene von einem Saisonaus auch nichts wissen. „Was wir vorerst sagen können ist, dass es nicht der Tatsache entspricht weder noch man Gerüchten glauben schenken darf, dass der Megapark diesen Sommer nicht öffnet“, teilte etwa der Megapark am Mittwoch via Facebook und Instagram mit. Man verfolge gespannt die gesamte Entwicklung im Umgang mit Covid-19 und hoffe, dass die zuständigen Behörden im In- und Ausland so rasch wie möglich die Grundlagen schaffen würden, die auch ein Öffnen des Megaparks noch diesen Sommer zulassen werde. „Auf alle Fälle können wir, das gesamte Megapark-Team, Euch versichern, dass wir uns sehr gut auf diesen Moment vorbereiten werden, um einerseits alle behördlichen Auflagen – speziell was den Schutz unserer Gäste betrifft – zu erfüllen, andererseits die Magie des Megapark wieder aufleuchten zu lassen.“ Ein offizielles Statement zu möglichen Öffnungsplänen gibt es vom Bierkönig derweil noch nicht.

Einlasskontrollen und Maskenpflicht am Ballermann?

Sollten die beiden Partytempel an der Playa de Palma und andere Clubs jedoch in den kommenden Wochen wieder öffnen, dürfte dies nur unter strengen Auflagen geschehen. So kündigte Ballermann-Sänger Peter Wackel, der auch auch Botschafter der Initiative „Palma Beach“ ist, in einem Interview an, dass es in den Lokalen der Schinkenstraße und der Bierstraße Einlasskontrollen geben soll. So solle die Zahl der Besucher begrenzt werden, um den Sicherheitsabstand einhalten zu können.

Voraussichtlich ab dem 21. Juni, wenn die ersten Urlauber wieder nach Mallorca kommen können, soll dann auch die Quarantänepflicht wegfallen. Derzeit müssen noch alle nach Spanien Einreisenden in eine 14-tägige Quarantäne. Die Maskenpflicht soll dagegen bleiben – bis es einen Impfstoff gegen das Coronavirus gibt, ließ Sánchez zuletzt verlauten. Damit müssten auch Mallorca-Urlauber im Sommer immer dann einen Maske tragen, wenn der Sicherheitsabstand von zwei Metern nicht eingehalten werden kann. Am Strand und in Restaurants am Tisch darf aber auf die Maske verzichtet werden.

Nachdem die deutsche Bundesregierung für viele europäische Länder die allgemeine globale Reisewarnung ab 15. Juni aufheben will, muss Spanien neben Norwegen wohl noch bis zum 21. Juni darauf warten. Der Grund sind die noch bestehenden Quarantäne-Bestimmungen für Einreisende, sagte Bundesaußenminister Heiko Maas.

Einlasskontrollen in Bars und Restaurants am Ballermann, Maskenpflicht und verschärfte Sicherheits- und Hygieneregeln – ein normaler Mallorca-Urlaub wird es diesen Sommer definitiv nicht.